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Schweine

ferkel_olddanbSchweine sind ausgesprochen neugierige, lernfähige und intelligente Tiere, die sogar über ein gewisses Ich-Bewusstsein verfügen. Ihr natürlicher Lebensraum sind Wälder mit Büschen und sumpfigen Plätzen, wo sich die Tiere in festen Revieren bewegen. Die Weibchen bilden Gruppen mit einer klaren Sozialstruktur, die aus mehreren weiblichen Tieren und ihren Jungen (insgesamt bis zu 30) bestehen und von einem der ältesten und erfahrensten Weibchen angeführt werden. Die meisten ihrer Aktivitäten führen weibliche Schweine in der Gruppe aus ‒ zeitweise betreiben sie sogar gegenseitige Körperpflege, wobei sie die Körperoberfläche ihres Gegenübers mit der Schnauze abtasten und massieren. Die meiste Zeit des Tages verbringen sie mit der gemeinsamen Nahrungssuche, z. B. indem sie großflächig den Boden mit dem Rüssel nach Pilzen, Knollen, Wurzeln, Larven und Käfern durchwühlen. In der konventionellen Haltung können Schweine diesen Drang nach Erkundung kaum ausleben.

Leben in der Massentierhaltung

In Deutschland werden derzeit über 28 Millionen Schweine zum Zweck der Fleischproduktion gehalten.

Mastschweine

Schweine im MaststallZur Schweinemast werden sowohl männliche als auch weibliche Tiere eingesetzt. Der größte Anteil der Mastschweine lebt in Betrieben mit 400 bis 999 Schweinen und dabei in geschlossenen Ställen, die überwiegend mit Vollspaltenböden ausgestattet sind – das bedeutet, die Tiere leben auf harten Betonböden, die abwechselnd aus Betonstegen als Auftrittsfläche und schmalen Spalten als Durchlass für Kot und Harn bestehen. Diese Böden decken sowohl den Fress- und Bewegungsbereich als auch den Liegebereich ab – nur in seltenen Fällen sind hierbei Teile des Bodens mit Einstreu bedeckt.

Derzeit werden Mastschweine in Intensivhaltung meist in Gruppen von 12–20 Tieren gehalten – seit einigen Jahren haben sich allerdings auch stark technisierte Betriebe mit Gruppengrößen von bis zu 350 Schweinen etabliert. In den Ställen haben die Tiere kaum Raum zur Verfügung: Für Mastschweine mit einem Körpergewicht von über 50–110 kg ist eine Mindestbodenfläche von lediglich 0,75 m² pro Schwein vorgesehen, für Schweine mit einem Gewicht von über 110 kg eine Fläche von 1 m².

Aufgrund des durch die Enge bedingten Bewegungsmangels und somit geschwächten Immunsystems der Tiere werden Schweinen in der Schweinemast routinemäßig Antibiotika verabreicht, um das Infektionsrisiko zu senken. Als weitere Folge der hohen Besatzdichten, aber auch des häufigen Fehlens von veränderbaren und wechselnden Beschäftigungsmaterialien (wie etwa nachgestreutem Stroh oder rohfaserreichen Futtermitteln), kommt es in der Schweinehaltung häufig zu Verhaltensstörungen wie Schwanz- und Ohrenbeißen, die sich bis hin zum Kannibalismus entwickeln können. Als prophylaktische Gegenmaßnahme werden den Schweinen im Ferkelalter die Schwänze gekürzt (s. u.).

In der Fleischproduktion ist die Intensivmast die Regel, bei der die Schweine innerhalb von 6 Monaten auf ein Endgewicht von 110–125 kg hochgemästet werden – hierbei nehmen die Tiere bis zu 1 kg Körpergewicht pro Tag zu. Diese enormen »Leistungen« resultieren aus dem Zusammenwirken der intensiven Fütterung mit energiereichem Kraftfutter und der gezielten Zucht auf Hochleistung. Zugunsten eines möglichst hohen Gewinns auf Seiten der Landwirte, werden Schweine auf extrem beschleunigtes Wachstum und hohe Fleischfülle hin gezüchtet. Zudem werden die Körperproportionen der Tiere zunehmend den Verbraucherwünschen angepasst, indem eine Verringerung des Rückenspeckanteils (bzw. Erhöhung des Magerfleischanteils) und eine Vergrößerung des Schinkenanteils erzielt werden. Dieser Überzüchtung können die Körper der jungen Tiere nicht Stand halten, weshalb es in zahlreichen Fällen zu schwerwiegenden Erkrankungen kommt, die mitunter zum frühzeitigen Tod der Tiere führen (s. u.).

»Muttersauen«

Muttersauen in KastenstandAls Zuchtsauen werden in Deutschland überwiegend Tiere der Deutschen Landrasse (DL) eingesetzt, für welche die Merkmale große Länge, schnelles Wachstum, schwache weiße Behaarung und hohe Fruchtbarkeit charakterisierend sind. Diese Tiere leben überwiegend in Zuchtbetrieben mit einer Bestandsgröße von 200 bis über 500 Sauen und dabei in Ställen, die mit Voll- oder Teilspaltenböden ausgelegt sind. Für Zuchtsauen gelten jeweils unterschiedliche Haltungsbestimmungen, abhängig davon, in welcher Phase der Zucht (Besamung, Trächtigkeit, Säugezeit) sie sich aktuell befinden:

Während der Besamungsphase (auch Bedeckung oder Belegung genannt) werden die Sauen künstlich geschwängert und meist einzeln in sogenannten Kastenständen gehalten – d. h. in einem durch Metallstangen an allen Seiten eingegrenzten Stand, der mit Maßen von 0,55–0,70 m Breite und 1,6–1,9 m Länge nur unwesentlich größer ist als der Körper der Sau selbst und der in der Regel nicht mit Einstreu ausgestattet ist. In dieser Haltungsform werden die Sauen zu fast völliger Bewegungsunfreiheit gezwungen: lediglich das Aufstehen, Niederlegen und das Ausstrecken von Kopf und Gliedmaßen sind hier möglich, wobei die Tiere jedoch nicht einmal Platz haben, sich umzudrehen, geschweige denn zu gehen (nur ein bis zwei Schritte vor und zurück sind möglich). Zusätzlich wird diesen sozialen Tieren der natürliche Umgang zu Artgenossen fast vollständig verwehrt: Durch die metallene Absperrung hindurch können allenfalls Sicht- und ansatzweise Haut- und Geruchskontakt mit den benachbarten Artgenossen stattfinden. Verhaltensstörungen wie Leerkauen und »Trauern« (Sitzen auf den Hinterläufen mit hängendem Kopf) sind die Folge.

Spätestens 4 Wochen nach der erfolgreichen Besamung im Kastenstand werden die tragenden Sauen in den »Wartestall« verlegt, wo sie in Gruppen gehalten werden. Hierbei sind Gruppen von etwa 10–20 oder auch von mehr als 100 Tieren möglich. Nicht gruppentaugliche Sauen und Sauen in Betrieben mit einer Bestandsgröße von unter 10 Sauen dürfen auch in dieser Phase einzeln gehalten werden, insofern sie sich in den Einzelständen umdrehen können. In Gruppenhaltung stehen jeder der bis zu 320 kg schweren Sauen lediglich zwischen 2 und 2,5 m² Platz zur Verfügung.

1 Woche vor der Abferkelung (Geburt der Ferkel) werden die hochträchtigen Tiere in die sogenannte Abferkelbucht verlegt, wo sie bis zum Absetzen der Ferkel (Trennung der Jungtiere von der Mutter) verbleiben. Die Situation der Sau gestaltet sich hier quasi genau wie im Kastenstand: Sie ist komplett von einem sogenannten Abferkelgitter (oft auch beschönigend als »Ferkelschutzkorb« bezeichnet) umgeben, d. h. von einem Metallkäfig mit einer Breite von 0,65–0,75 m, der ihr fast jegliche Bewegungsfreiheit nimmt. Um die Sau herum befindet sich noch ein geringfügiges Raumangebot für die Neugeborenen (0,06 m² Ferkelnestgröße pro Ferkel). Durch die Metallabsperrung wird es der Muttersau verwehrt, einen natürlichen Kontakt zu ihren Neugeborenen aufzubauen – während der gesamten Zeit ist es ihr nicht möglich, ihre Jungen zu pflegen oder mit ihnen zu interagieren.

Im Alter von etwa 4 Wochen werden die Jungtiere von ihrer Mutter getrennt und unabhängig davon, ob sie später als Zucht- oder Mastschweine genutzt werden, zunächst in eine reine Ferkel-Gruppenhaltung gesteckt. Die Sau kommt nach dem Absetzen der Ferkel meist sofort in den Kastenstand zurück, wo sie schon nach ca. 5 Tagen erneut besamt wird, womit der Kreislauf von neuem beginnt. Diese Tortur halten die meisten Sauen nicht lange durch: Da sich bei den Tieren häufig haltungs- und zuchtbedingte Erkrankungen einstellen (s. u.), werden die Sauen nach durchschnittlich 2,5 Jahren Nutzung als Zuchtsau (bzw. nach 5–6 Schwangerschaften) geschlachtet.

Zurückdrängung der Grundbedürfnisse der Schweine

Zu den Grundbedürfnissen von Schweinen gehören Körperpflege, Sozialverhalten, Ruhen auf sauberem Untergrund, Gehen, Laufen, Erkunden sowie vielfältige mit der Nahrungsbeschaffung und -aufnahme verbundene Verhaltensweisen, wie das Wühlen und Scharren in weichem Untergrund. In der konventionellen Schweinehaltung – insbesondere bei der Einzelhaltung von Sauen – wird das Ausleben der meisten Grundbedürfnisse stark oder vollständig unterdrückt.

a) Nahrungssuche

In natürlicher Umgebung verbringen Schweine etwa 7 Stunden pro Tag damit, intensiv nach Nahrung zu suchen und diese zu verspeisen. Da Schweine in Intensivhaltung jedoch energiereiches Leistungsfutter in Form von Brei, Mehl oder Pellets bekommen, brauchen sie für die Nahrungsaufnahme lediglich 10–20 Minuten pro Fütterung. Ihre Bedürfnisse, Nahrung aufzuspüren (z. B. Wühlen) und zu manipulieren (z. B. Abbeißen, Abreißen) bleiben vollständig unbefriedigt – bei der Fütterung von Brei entfällt sogar das Kauen.

Werden den Tieren als Ersatz für fehlende Einstreu und strukturarmes Futter keine akkuraten Beschäftigungsmöglichkeiten (z. B. frisches Stroh) angeboten, dann führt das Defizit im Erkundungsverhalten bereits im Ferkelalter zu Ersatzhandlungen an Stallgegenständen und Körperteilen von Artgenossen. Bei Sauen in Einzelhaltung kommt es regelmäßig zu Bewegungsstereotypien wie dem Leerkauen und Stangenbeißen. Bei Schweinen in Gruppenhaltung entstehen Verhaltenstörungen wie Schwanz- und Ohrenbeißen. Treten beim Schwanzbeißen Verletzungen mit Blutaustritt auf, werden auch andere Artgenossen dazu angeregt, in die Wunde zu beißen, was letztlich zu Kannibalismus und im schlimmsten Fall zum Tod des Tiers führt. Das als Gegenmaßnahme durchgeführte Schwanzkürzen stellt lediglich eine Behandlung der Symptome dar, beseitigt jedoch nicht die Ursachen. Schweine mit kupierten Schwänzen werden mitunter Opfer anderer Fehlhandlungen wie dem Gelenk- oder Scheidenbeißen.

b) Körperpflege

Das Ausführen des natürlichen Körperpflegeverhaltens trägt bei Schweinen erheblich zum Wohlbefinden bei – es dient der Thermoregulation, der Hautpflege und dem Abwehren von Juckreiz. Das Kratzen und Scheuern an Bäumen, Pfählen, Bürsten o. ä. kann von den in Kastenständen und Abferkelbuchten gehaltenen Sauen überhaupt nicht ausgeführt werden. Fehlen in der Gruppenhaltung entsprechende Einrichtungsgegenstände, bleiben auch hier die Bedürfnisse der Tiere unbefriedigt.

Da Mast- und Zuchtschweine nur wenige Schweißdrüsen haben, können sie überschüssige Körperwärme nur schlecht ableiten und benötigen externe Abkühlungsmöglichkeiten. Unter naturnahen Bedingungen suhlen sich die Tiere im Schlamm, um sich Kühlung zu verschaffen und um Parasiten abzuwehren ‒ dies ist in konventioneller Haltung unmöglich. Sind die Besatzdichten so hoch, dass den Schweinen auch das seitliche Abliegen auf dem kühlen Boden versagt bleibt, besteht die Gefahr, dass die Tiere überhitzen.

c) Ruheverhalten

Nicht nur während ihrer aktiven Zeit, sondern auch während des Ausruhens und Schlafens halten sich die sozialen Tiere in der Gruppe auf. Bei Kälte suchen Schweine Körperkontakt und ruhen dicht nebeneinander gedrängt in Bauchlage, wobei die Kontaktfläche zum Boden gering gehalten wird. Bei Hitze und zum völlig entspannten Schlafen legen sie sich auf die Seite und strecken die Gliedmaßen von sich. Ist die Besatzdichte zu hoch, dann ist nicht genügend Bodenfläche gegeben, um allen Tieren gleichzeitig das Ruhen in der Seitenlage zu ermöglichen. Sauen in Einzelhaltung wird das artgemäße Ruhen in Gruppen vollständig verwehrt. Zudem ist für sie das Einnehmen der Seitenlage permanent unmöglich, sofern der Kastenstand nicht auf ihre Größe abgestimmt ist.

Schweine sind sehr reinliche Tiere, die unter natürlichen Bedingungen strikt darauf achten, ihren Liegebereich von ihrem Kot- und Harnplatz zu trennen (wenn möglich mit einem Abstand von über 5 m). Sauen in Einzelhaltung hingegen können sich nicht von der Stelle bewegen und sind gezwungen, ihr »Geschäft« an ihrem Schlafplatz zu verrichten. Auch in Gruppenhaltung mit den üblichen Besatzdichten ist eine Trennung von Kot- und Liegeplatz kaum möglich. Bei der gängigen Haltung auf Spaltenboden hat dies zur Folge, dass sowohl die Liegefläche als auch die Tiere selbst permanent mit Kot verschmutzt sind, da in den Bodenspalten Kotreste hängen bleiben. Durch das ständige Liegen über den Exkrementen sind die Tiere einer hohen Ammoniakbelastung ausgesetzt, weshalb sie oft unter Husten und Lungenschäden leiden. Aufgrund der harten Liegeflächen ohne Gummimatten oder Stroh erleiden viele Schweine auch Hautschäden.

d) Sozialverhalten

Sauen in Kastenständen können praktisch kein Sozialverhalten ausüben, da sie sich kaum bewegen können und über das Metallgestänge, das sie umgibt, von ihren Artgenossen getrennt sind. Die Isolation ist für die sozialen Tiere ein gravierender Einschnitt und führt, wie bereits erwähnt, nicht selten zu Verhaltensstörungen.

Schweine in Gruppenhaltung können ihr Sozialverhalten insgesamt deutlich besser ausleben ‒ doch auch hier kann nicht von einem natürlichen Sozialleben die Rede sein, da die zum Aufbau und zum Erhalt der Rangordnung notwendigen Ausweich- und Rückzugsmöglichkeiten fehlen. Bedingt durch die hohen Besatzdichten und fehlenden Raumstrukturen kann es zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen zwischen den Tieren kommen. Die tägliche Fütterung ist hierbei besonders problematisch: Sind nicht genügend Fressplätze vorhanden, die das gemeinsame Fressen ermöglichen, kommt es zu starkem Konkurrenzverhalten und aggressiven Auseinandersetzungen, wie dem Beißen in die Vulva einer Artgenossin.

Körperliche Leiden und Schäden

In der Intensivtierhaltung erfahren Schweine regelmäßig die folgenden Schmerzen, Leiden und Schäden, die aus einer Kombination aus Überzüchtung (»Qualzucht«) und mangelhaften Haltungsbedingungen (z. B. eingeschränkte Bewegungsfreiheit, Haltung auf Vollspaltenboden) entstehen:

  • Herz- Kreislaufversagen und Muskeldegenerationen
  • Beinschwächesyndrom
  • Magengeschwüre
  • Klauenverletzungen und Hautschäden (durch Haltung auf Spaltenboden)
  • Atemwegserkrankungen (durch Schadgasemissionen in der Gülle)
  • Schürfungen und Verletzungen (bei Haltung im Kastenstand)
  • Gebärmutterentzündung (Metritis), Gesäugeentzündung (Mastitis)
  • Knoten und Geschwülste am Gesäuge (Strahlenpilzerkrankung)
  • Ödemkrankheit (Flüssigkeitsansammlungen, z. B. am Nasenrücken, im Magen, in der Lunge)
  • Bewegungsstörungen, Lähmungen (durch Infektionen verursacht)

Dem unnatürlich schnellen Wachstum der Muskulatur sind das jugendliche Skelett (das erst mit 3–4 Jahren ausgereift wäre) und der restliche Organismus der Mastschweine nicht gewachsen, was nicht selten zum Tode durch Herzversagen führt. Die stark eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten führen zudem zu gravierenden Bewegungsstörungen – Mastschweine sind gegen Ende der Mast  generell kaum noch fähig zu gehen. Bei Zuchtsauen können Erkrankungen der Geschlechtsorgane oder des Gesäuges (d. h. der Milchdrüsen und Zitzen) zum Ausscheiden aus der Produktion (und somit zur frühzeitigen Schlachtung) führen. Ferkel haben eine sehr hohe Sterblichkeit – eine Sterblichkeitsrate von ca. 14 % ist üblich. Besonders bei unzureichender Stallhygiene sterben sie häufig an Durchfall (verursacht durch Infektionen).

Schlachtung der Schweine

Schweinehälften im SchlachthausIn Deutschland werden jedes Jahr über 58 Mio. Schweine geschlachtet. Zur Betäubung sind unterschiedliche Methoden gängig, wobei die Betäubung durch Vergasen oder durch Elektroschock am weitesten verbreitet ist. Bei der CO2-Betäubung werden die Schweine zu mehreren Tieren in automatisch betriebene Gondeln verfrachtet, durch die sie zu einer Kammer oder Grube befördert werden. Dort werden die Tiere einem betäubend wirkenden Gasgemisch ausgesetzt, das zu mehr als 40 % aus Kohlendioxid besteht. Das Leiden der Tiere während ihres Erstickungskampfes äußert sich in heftigen Fluchtversuchen, Strampelbewegungen, Lautäußerungen und Atemnot. Zur Elektroschockbetäubung werden mehrere Schweine in einer Bucht zusammengepfercht, wo sie nacheinander mit einer Betäubungszange am Kopf gegriffen und über eine Hirndurchströmung elektrisch betäubt werden. In großen Schlachtbetrieben wird die Betäubung alternativ vollautomatisch durch einen so genannten Restrainer durchgeführt, welcher die Tiere einzeln erfasst und bis zu den Elektroden vorwärts schiebt.

Der Tod der Schweine tritt in der Regel erst durch die Entblutung ein. Hierzu werden die Tiere mit einem Messer in die Brust gestochen und anschließend an einem der Hinterbeine an einer Kette aufgehängt. Im Fall der Betäubung mit Elektrozange sind während der gesamten Prozedur der Betäubung und Entblutung unbetäubte Schweine anwesend, welche die Tötung ihrer Artgenossen aus nächster Nähe miterleben müssen, bevor sie selbst an die Reihe kommen.

Im Zuge von Akkordarbeit – es werden über 1500 Tiere pro Stunde geschlachtet – kommt es in bis zu 1 % der Fälle zu Fehlbetäubungen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: a) die fehlende Fixierung der Schweine bei der Betäubung mit Elektrozange, b) die unflexible Positionierung der Elektroden (die lediglich an Schweine mit durchschnittlicher Körperform und -größe angepasst ist) bei der Betäubung mit Restrainer, c) eine zu niedrige CO2-Konzentration oder eine zu geringe Verweildauer in der Gasgrube oder -kammer bei der CO2-Betäubung oder d) ein Verfehlen der großen Blutgefäße beim Stechen. Im Falle unzureichender Betäubung erleben die Tiere das Durchschneiden der Schlagadern und das Entbluten bewusst mit.

Vermeidbarkeit und Forderungen

Um das Leid der Schweine möglichst gering zu halten, müssen in der konventionellen Schweinehaltung zumindest die folgenden Änderungen eingeführt werden:

  • Kein Einsatz von auf Hochleistung gezüchteten Schweinen (zur Reduzierung der körperlichen Leiden)
  • Erhöhung des Platzangebotes in den Ställen sowie möglicht auch Auslauf im Freien (zur Bewegung und zum Ausleben sozialer Verhaltensweisen)
  • Verbot der Vollspaltenböden und Gewährleistung von Einstreu in den Liegebereichen (zur Verbesserung der Körperhygiene und zur Reduzierung von Gesundheitsschäden)
  • Darbietung von ständig wechselnden und veränderbaren Beschäftigungsmaterialien, wie Raufutter (Stroh, Heu, Gras), Nagebalken aus Weichholz, hängende Spielzeuge, Torf oder Kompost zum Wühlen (zur Beschäftigung und zur Vorbeugung von Verhaltensstörungen)

Die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt fordert zudem ein generelles Verbot der Fixierung von Zuchtsauen in der Form, wie es derzeit bei der Haltung in Kastenständen und den üblichen Abferkelbuchten der Fall ist, zumal diese Bedingungen den Grundbedürfnissen der Tiere extrem zuwiderlaufen. Stattdessen verlangen wir die Einführung einer permanenten Gruppenhaltung während der Besamungs- und Trächtigkeitsphase sowie die Haltung säugender Sauen in tiergerechteren Abferkelbuchten, etwa nach dem Vorbild der »Raidwanger Abferkelbucht«, welche zumindest etwas mehr Bewegungsfreiheit und Kontakt zwischen Muttersau und Ferkeln ermöglicht.

Die EU-Kommission hat die Artwidrigkeit der Haltung von Schweinen in Einzelhaltung bereits erkannt und mit ihren Richtlinien zumindest die Reduzierung der Aufenthaltsdauer von Sauen in Kastenständen eingeleitet. Bislang war es legal, Sauen ihr ganzes Leben lang in engen Einzelkäfigen (abwechselnd in Kastenständen und Abferkelbuchten) unterzubringen. Die EU-Schweinehaltungsrichtlinie schreibt dagegen vor, dass Sauen während jeder Schwangerschaft zumindest für einen Zeitraum von etwas über 2 Monate in Gruppen gehalten werden ‒ trotzdem verbringen sie weiterhin noch mindestens 6 Monate im Jahr in den Einzelkäfigen (durchschnittlich 2,5 Befruchtungen jährlich pro Sau mit ca. 2,5 Monaten Käfighaltung pro Zuchtdurchgang). Seit dem 1. Januar 2013 gelten die neuen Bestimmungen der Richtlinie verbindlich für alle europäischen Betriebe. In Deutschland hinkt die Umstellung allerdings gewaltig hinterher – mindestens 25 % der rund 13 000 deutschen Betriebe haben die Neuerungen noch nicht eingeführt. Daher droht Deutschland nun ein Vertragsverletzungsverfahren der Europäischen Kommission, was im schlimmsten Fall hohe Geldstrafen mit sich bringen wird.

Ein Ferkel wird kastriertDes Weiteren fordert die Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt ein Verbot des Kupierens von Schwänzen, des Abschleifens von Eckzähnen und der Kastration von Ferkeln, die derzeit sogar noch ohne Betäubung durchgeführt werden dürfen. Laut §6 Abs. 1 Nr. 3 des Tierschutzgesetztes sind Schwanzkürzen und Abschleifen von Eckzähnen nur dann erlaubt, wenn der Eingriff im Einzelfall für die vorgesehene Nutzung des Tieres zu dessen Schutz oder zum Schutz anderer Tiere unerlässlich ist. In der Regel besitzen konventionell wirtschaftende Betriebe allerdings eine entsprechende Stellungnahme des bestandsbetreuenden Tierarztes, welche die Unerlässlichkeit des Eingriffs versichert, sodass die Eingriffe trotzdem routinemäßig stattfinden können.

Das Schwanzkürzen wird zur Vorbeugung von Verletzungen durch Schwanzbeißen bei Ferkeln bis zum 4. Lebenstag durchgeführt, weil der Schwanzstumpf schmerzempfindlicher ist als die Schwanzspitze und das Opfer bei gekürztem Schwanz schneller aufmerksam wird. Die Schwänze werden mit einer Kupierzange um etwa ein Drittel gekürzt. Neben akuten Schmerzen (die Schwanzspitze ist von Nerven durchzogen) kann der Eingriff bei den Tieren (im Fall der Bildung von Neuromen bzw. Geschwülsten) sogar zu chronischen Schmerzen führen.

Das Abschleifen der Eckzähne von unter acht Tage alten Ferkeln soll Verletzungen des Gesäuges durch die Ferkelzähne verhindern, welche entstehen können, weil die in der Abferkelbucht fixierte Muttersau ihr Gesäuge den Jungtieren nicht entziehen kann. Wenn bei diesem Eingriff die im Zahninneren enthaltenen Nerven freigelegt werden, entstehen den Tieren Schmerzen, die Stunden oder sogar Tage andauern können (z. B. wenn Entzündungen des Zahninnenraums oder des Zahnfleisches auftreten).

Die Kastration wird bei männlichen Ferkeln im Alter von bis zu 7 Tagen durchgeführt, weil das Fleisch von unkastrierten Männchen für viele Menschen einen unangenehmen Geruch aufweist (»Ebergeruch«). Hierbei werden die Samenstränge durchtrennt und die Hoden entfernt. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft verursacht die Kastration den Tieren starke Schmerzen und Leiden – noch eine Woche nach dem Eingriff lassen sich die schmerzhaften Folgen anhand von Verhaltensänderungen feststellen.

Was können Sie tun?

  • Essen Sie kein konventionelles Schweinefleisch, wenn Sie nicht zu den oben beschriebenen Zuständen beitragen möchten. Leider ist auch das Ausweichen auf Bioprodukte nicht automatisch eine gute Lösung, da auch in Biohaltung Schweine häufig unter schlechten Bedingungen leben und sterben müssen und zudem auch hier letztlich das ethische Problem des unnötigen Tötens bestehen bleibt.
  • Sie suchen Informationen oder eine Einstiegshilfe zu einer tierfreundlicheren Ernährung? Dann werfen sie einen Blick auf unsere praktischen Ernährungs-Tipps.
  • Helfen Sie uns bei unserem Kampf gegen die schlimmsten Zustände in der Intensivtierhaltung.

Quellen (sofern nicht bereits im Text verlinkt)

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