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Kaninchenmast

Solche Drahtkäfige sind nach der Mastkaninchenverordnung zukünftig verboten. Die Halter müssen innerhalb von acht bis zehn Jahren auf Käfige mit Spalten- oder Kunststofflochböden umstellen.
Mastkaninchen zusammengedrängt in einem winzigen Drahtkäfig.

Rund 41.000 Tonnen Kaninchen-Fleisch werden jedes Jahr in Deutschland verzehrt - Tendenz steigend. Der Großteil des Fleisches wird in Deutschland produziert - 33.000 Tonnen. Insgesamt werden für den deutschen Markt jährlich circa 30 Millionen Tiere geschlachtet, 25 Millionen davon allein in Deutschland.

Vereinzelt halten Landwirte kleinere Kaninchenbestände nebenher. Immer häufiger werden jedoch auch Batteriekäfige über mehrere Etagen eingesetzt. In der beengten Haltung sind die bewegungsfreudigen Tiere nahezu zur Bewegungsunfähigkeit verdammt. Hoppeln, Sprünge, „Männchenmachen“ sind nicht möglich. Die Folge sind schmerzhafte Wirbelsäulenverkrümmungen und Gelenkprobleme.

Wurfmaschinen

Aneinadergereihte Batteriekäfige über mehrere Etagen. Vier bis sechs Mastkaninchen vegetieren in einem Drahtverlies dahin.

Die sprichwörtliche Vermehrungsrate der Kaninchen ausnutzend, werden die weiblichen Tiere (Zibben) unmittelbar nach der Geburt erneut gedeckt, so dass sie alle vier bis sechs Wochen Junge „produzieren“. Der hohe Reproduktionsrhythmus belastet die Tiere enorm. Die Folge ist eine hohe Todesrate. Die Tiere leben einzeln in Käfigen mit Wurfkisten. Da sich die Zibbe nie wirklich von ihren Jungen zurückziehen kann, wird die normale Mutter-Kind-Beziehung oft gestört. Im Extremfall fressen die Mütter ihre eigenen Jungen auf. Während der Tragezeit leiden die einzeln gehaltenen Zibben unter Einsamkeit und Langeweile.

Krankheiten und Verhaltensstörungen

Mastkaninchen mit einer Wunde am Kopf

Um das Mastgewicht schneller zu erreichen, erhalten die Kaninchen vorwiegend nährstoffreiches Trockenfutter, das in Pellets gepresst ist. Dies führt zu massiven Verdauungsstörungen und Magen-Darm-Erkrankungen, den häufigsten Todesursachen bei Kaninchen.

Die Kaninchen leiden an Platzmangel und fehlenden Beschäftigungsmöglichkeiten. Dadurch entstehen massive Verhaltensstörungen: Aggressive Auseinandersetzungen, Gitternagen, Schwanzbeißen, endloses Kreisen um die eigene Körperachse, plötzliche Aktivitätsschübe und Unruhe sind die sichtbaren Folgen der tierquälerischen Haltung.

Artgerechte Kaninchenhaltung - aber wie?

Kaninchen sind sozial lebende Tiere, die in selbstgebauten Höhlen in Familiengruppen von zwei bis fünf Zibben und einem Bock leben. Gemeinsames Ruhen, soziale Körperpflege, Springen, Laufen und häufige Nahrungsaufnahme bestimmen den Tagesrhythmus. Kaninchen nehmen unter natürlichen Bedingungen mit 60 bis 90 Mahlzeiten pro Tag vorwiegend ballaststoffreiche Nahrung wie z. B. Heu, Gras, Stroh zu sich. Kaninchen können auch unter gewerblichen Bedingungen artgerecht gehalten werden.

  • Gruppenhaltung im Stall mit Weideauslauf für mehrere Zibben und einen Bock
  • reduzierte Besatzdichte, die zusammenhängende Hoppelsprünge ermöglicht
  • eingestreute und strukturierte Umgebung mit Fress-, Ruhe- und Aufenthaltsbereich Artgemäße Fütterung mit Heu, Grünfutter, Obst und Gemüse
  • Objekte zum Benagen wie Äste, Rindenstück etc.

Derzeit werden solche Haltungssysteme für Kaninchen bereits teilweise in der Schweiz eingesetzt. In Deutschland gibt es vergleichbare Haltungssysteme in größerem Stil bisher nicht. Das muss sich ändern.

Politische Schritte

Im September 2013 wurde eine Mastkaninchenverordnung verabschiedet. Aus Sicht des Deutschen Tierschutzbundes ist diese Regelung zwar ein erster Schritt, doch es sind dringend Nachbesserungen erforderlich, um die Tiere vor Gesundheits- und Verhaltensschäden zu schützen. Denn: Die Käfighaltung ist weiterhin möglich, die Platzvorgaben sind zu gering und auch ein Freilauf ist nicht vorgesehen. Wir rufen daher alle Verbraucherinnen und Verbraucher auf, weiterhin auf den Verzehr von Kaninchenfleisch zu verzichten.